Häufigste Fragen & Antworten zum Waldkindergarten:

Warum ein Waldkindergarten?

 

Wald- und Naturkindergärten fördern auf einzigartige, nachhaltige Weise die Entwicklung von Kindern in unmittelbarer Begegnung mit der Natur. Ehrfurcht vor dem Leben, eine lebendige Beziehung zu tierischen und pflanzlichen Lebewesen und der verantwortungsvolle Umgang mit der Natur werden für die Kinder zu sebstverständlichem emotionalen und geistigen Besitz. Der Aufenthalt im Freien unterstützt die körperliche und seelische Gesundheit der Kinder.

Primärerfahrungen aus erster Hand fördern das Körperbewusstsein und verhelfen der Entfaltung vielfältiger Wahrnehmnungs- und Bewegungsföhigkeiten. Im gemeinsamen Spiel mit natürlichen Materialien entwickeln die Kinder in herausragender Weise Kommunikationsfähigkeiten, Hilfsbereitschaft, Ausdauer, Geduld, Phantasie und Kreativität.

So tragen Wald- und Naturkindergärten in erheblichem Maße dazu bei, dass Kinder gänzlich Kind sein können und gerade dadurch zu verantwortungsbewussten, gemeinschaftsfähigen, selbstbewussten und selbständigen Mitgliedern der Gesellschaft heranwachsen.

 

Sind die Kinder bei jedem Wetter draußen?

Die Waldkinder sind jeden Tag draußen in der Natur und werden sich an alle Wetterlagen gewöhnen und ihre Reize kennen lernen. Wichtig ist dabei natürlich die passende Kleidung, z.B. Regensachen und das Zwiebelprinzip im Winter. Bei sehr starkem Regen oder großer Kälte findet das Frühstück und Mittagessen manchmal in unserem Bauwagen statt.
Lediglich bei extremen Wettersituationen wie Sturm oder Gewitter verbringen die Waldkinder auch einmal den gesamten Tag in unserem Dorf. Unsere Notunterkunft ist ein Mittagsbetreuungsraum in der Grundschule Hausen.

Hat der Wald das ganze Jahr geöffnet?

Ja, bis auf unsere Schließtage. Diese sind unter dem Punkt Organisation zu finden.

Ab welchem Alter können die Kinder aufgenommen werden?

Aufnahme ist immer im September bzw. März je nachdem wann das Kind 3 Jahre wird.

Müssen die Kinder "sauber" in den Waldkindergarten kommen?

Sauberkeitserziehung ist im Wald nur begrenzt möglich. Windeln wechseln geht leider nicht. Die Voraussetzungen sind im Waldkindergarten nicht gegeben. Es ist die Aufgabe der Eltern, die Kinder bis zum Waldkindergarteneintritt in der Sauberkeitserziehung soweit zu fördern, dass die Kinder den Toilettengang ankündigen. Wir unterstützen die Kleinen beim Toilettengang. Geht doch mal was daneben, wechseln wir die Kleidung.

Wie sieht die Eingewöhnung aus? Gibt es einen Schnuppertag?

Der Einstieg in den Kindergarten ist für Kinder und Eltern ein aufregender Schritt. Das Kind muss sich von seinem bisherigen Alltag trennen und bekommt neue Bezugspersonen. Damit diese Entwicklungsaufgabe gelingt, braucht das Kind vor allem in der Anfangszeit die Unterstützung der Eltern.

Bei der Eingewöhnung verbringt das Kind mit einem Elternteil gemeinsam die Zeit im Waldkindergarten. Das Kind kann so gestärkt durch Papa oder Mama in die neue Situation gehen und die vielen, neuen Eindrücke besser verkraften. Im Beisein von einem Elternteil kann die Erzieherin zur Spiel- und Kontaktvermittlerin werden.

Je nachdem, wie sich das Kind am ersten Tag/Stunden im Waldkindergarten verhält und die Erzieherin erste Kontakte zum Kind knüpfen kann, wird die individuelle Verweildauer für die nächsten Tage festgelegt und gemeinsam überlegt, wann die erste kurze Trennung vom Elternteil möglich scheint. Diese kurze Trennung gibt Auskunft darüber, wie das Kind die Trennung bewältigt. Funktioniert dies, kann die Dauer der Trennung nach und nach verlängert werden. 

Die Eingewöhnung ist abgeschlossen, wenn das Kind sich nach dem Abschied von den Eltern von der Erzieherin trösten lässt, Interesse an anderen Kindern und deren Aktivitäten zeigt und zu spielen beginnt. Das kann bereits nach ein paar Tagen, aber auch erst nach einigen Wochen der Fall sein. 

Daher ist es wichtig, dass die Eltern sich so viel Zeit für Ihr Kind nehmen, wie es in der Eingewöhnung braucht. Wenn Eltern den Wiedereinstieg in den Beruf planen, ist es günstig, damit frühestens vier Wochen nach der Eingewöhnungsphase zu beginnen, damit das Kind in aller Ruhe starten kann und die Eltern nicht unter Druck und Stress stehen.

Wie soll ich mein Kind für den Wald anziehen?

Kleidung:
Die Kleidung der Kinder sollte der Jahreszeit und der Witterung angepasst sein, d.h. bequeme Kleidung in mehreren Schichten.

In den Sommermonaten tragen alle Kinder eine Kopfbedeckung (Kappe, Hut). Waldkinder tragen auch dann dünne, lange Hosen und langärmelige, dünne Oberteile. Die Strümpfe werden immer über die Hosen getragen, so sind die Kinder gut vor Zecken geschützt. Außerdem sollten die Kinder  mit Sonnenschutzmittel eingerieben werden. Festes Schuhwerk ist für alle Tage im Waldkindergarten erforderlich.

In den Wintermonaten ist es wichtig, die Kinder nach dem Zwiebelprinzip zu kleiden, da je nach Temperatur und Bewegungsdrang der Kinder einzelne Kleidungsstücke ausgezogen werden können. Zwiebelprinzip bedeutet, dass Lufträume zwischen Kleidung und Körper getragen werden. Diese Funktion erfüllen Funktionswäsche oder Wollhemdchen. In den Herbst- oder Wintermonaten ist es wichtig, wind- und wasserdichte Kleidung zu tragen, weil die Wärme durch den Wind wegtransportiert wird. Das Schuhwerk sollte warm und wasserdicht sein. Bei feuchter Witterung sind Matschhosen, Regenjacken, Gummistiefel und ein Regenhut/ Kapuze angebracht.

Ausrüstung:
Jedes Kind trägt seinen eigenen Rucksack. Dieser sollte eine kindgerechte Größe und wenig Reißverschlüsse haben. Darin befinden sich eine Getränke- bzw. Thermoflasche, eine Brotbox (die vom Kind geöffnet werden kann) ). Inhalt der Brotbox sollte ein gesundes, abfallarmes Frühstück sein. Ein Sitzkissen gehört ebenfalls in bzw. an den Rucksack (mit einem Karabinerhaken o.ä. befestigen).

Sind die Kinder häufiger krank als in einer Regelkita?

Nein, im Gegenteil. Der Aufenthalt an der frischen Luft stärkt das Immunsystem und die Waldkinder sind deutlich weniger erkältet, als Kinder in einem "normalen" Kindergarten. Nachweislich ist der Krankenstand in Regelkindergärten bei 8% – in Waldkindergärten hingegen bei unter 3%.

Ist die Verletzungsgefahr größer als in der Regelkita?

Durch die viele Bewegung über unebenen Boden, klettern an Bäumen und überwinden von Hindernissen lernen die Kinder die Gefahren besser einzuschätzen und das fördert nebenbei auch noch den Gleichgewichtsinn und die Koordination. Unser Team nimmt regelmäßig an Erste-Hilfe-Kursen teil.

Welche Gefahren gibt es im Wald?
  • Zecken Vorweg: Der Gefahr von Zeckenbissen sind nicht nur Waldkindern ausgesetzt. Sie besteht ebenso im eigenen Garten oder auf dem Spielplatz. Die Kinder sollten daher immer lange Kleidung und eine Kopfbedeckung tragen. Zusätzlich wird die Hose in die Socken gesteckt. Jeden Tag, wenn die Kinder nach Hause kommen, sollten sie unbedingt nach Zecken abgesucht werden. Sie unterschreiben eine Einwilligung, ob wir bei gegeben Fall die Zecke entfernen dürfen oder nicht.

 

  • Fuchsbandwurm kann überall lauern. Meistens infiziert man sich über das Verschlucken von Wurmeiern. Diese können aus dem Kot von Füchsen ausgeschieden werden und sich auf Pilzen, Beeren und Pflanzen setzen. Stecken sich die Kinder nun etwas mit der Hand in den Mund, kann ein Ei in den Magen gelangen und setzt sich im Dünndarm ab. Dort wächst nun ein Wurm heran. Die Erkrankung (alveoläre Echinokokkose) führt durch die Zerstörung von Leber, Gehirn oder Lunge innerhalb von ca. 8 – 15 Jahren zum Tode. Es gibt dafür keine Heilung. Um eine Infizierung zu vermeiden, müssen sich die Kinder vor den Kontakt mit Lebensmitteln immer die Hände waschen.

 

  • Der Eichenprozessionspinner ist eine in Deutschland heimische Schmetterlingsart. Er befällt fast ausschließlich Eichen. Ende April bis Anfang Mai schlüpfen die behaarten Raupen. Nachdem 3. Häutungsstadium entwickeln sich giftige Brennhaare, die ein Nesselgift enthalten. 

    Häufig kommt es nach einem Kontakt mit den Brennhaaren zu Symptomen an der Haut, die mit Rötungen einem teils starken, mehrere Tage andauernden Juckreiz einhergehen (Raupendermatitis).  Seltener kommt es zu Reizungen der Schleimhäute der Atemwege (Husten, Bronchitis, Asthma) und der Augen (Rötung, Juckreiz, Bindehautentzündung).

    In sehr seltenen Fällen können Fieber und Kreislaufreaktionen auftreten.

    Eine weitere Gefahr geht von den im Baum verbleibenden verlassenen Gespinstnestern aus. Die dort befindlichen Brennhaare bleiben über Jahre aktiv und verbreiten sich mit dem Wind.

    Einen Schutz für Menschen bietet nur die Entfernung der Raupen und deren Gespinstnester.

    Quellen: Umweltbundesamt, LWF Landesanstalt für Wald + Forstwirtschaft

 

  • Pilze, Früchte, Kräuter: Unser Waldkinder werden immer wieder darüber aufgeklärt, dass sie keine dieser Dinge in den Mund nehmen oder essen dürfen.
Wie werden die Kinder auf die Schule vorbereitet (Vorschulerziehung)?

Wie die Waldkinder auf die Schule vorbereitet werden, lässt sich anhand von einer wissenschaftlichen Studie und Erfahrungsberichten erläutern. Die bekannteste Studie stammt von Dr. Peter Häfner. In der Studie wurden Kinder aus Waldkindergärten mit Kindern aus Regelkindergärten verglichen. Bei allen Kategorien (diese waren unter anderem: Motivation – Ausdauer – Konzentration, Sozialverhalten, Mitarbeit im Unterricht, musischer Bereich, kognitiver Bereich, körperlicher Bereich) schnitten die Kinder aus Wald- und Naturkindergärten besser ab.

Die Erklärung hierzu: Kinder in Waldkindergärten sind viel auf gegenseitige Hilfe angewiesen. Dies wirkt sich sehr positiv auf die Teamfähigkeit und somit auf das Sozialverhalten der Kinder aus. Waldkinder fügen sich leicht in Gruppen ein, sind rücksichtsvoll, lösen auftretende Konflikte friedlich und zeigen deutlich weniger aggressives Verhalten.

Die Vorschulerziehung beginnt nicht erst im letzten Kindergartenjahr. Bereits vom ersten Waldkindergartentag werden alle Kinder beim Singen im Kreis, lernen von Versen und Fingerspielen mit einbezogen. Sie üben das freie Sprechen vor der Gruppe, wenn sie z.B. im Morgenkreis die Kinder zählen. Außerdem werden sie ganz nebenbei noch mit den Zahlen im Zahlenraum von 1- 20 vertraut gemacht. Bei den Kreis- und Bewegungsspielen lernen sie Regeln und Handlungsabläufe kennen. Dies sind nur einige Beispiele dafür.

Malen, Basteln und Schneiden werden im Waldkindergarten genauso geübt. Es gibt immer wieder Angebote im Waldalltag, bei denen diese Fähigkeiten geübt werden. Aber auch während der Freispielzeit gibt es jederzeit Zugang zu Papier, Stiften, Scheren und Klebstoff.

Vorbereitung auf die Schule soll nicht nur durch Vorgesetzten schulischen Lernstoff erfolgen, sondern über das Prinzip des sozialen Lernens. Selbstverantwortlichkeit, Selbstständigkeit und ein gesundes Selbstvertrauen sind grundlegende Eckpfeiler des Großwerdens. Hier sieht der Waldkindergarten seine Pflicht um diese sozialen Kompetenzen zu unterstützen.